Milben - Winzige Krankmacher von Hund und Katze
Fast alle Milben werden in der Regel kaum größer als 0,5 mm und existieren nunmehr schon seit mindestens 300 Millionen Jahren, denn die ältesten fossilen Funde weisen ein solches Alter auf. Während der Mensch (Homo sapiens) im Vergleich nur auf eine Stammesgeschichte von zirka 70.000 ”dürftigen” Jahren zurückblicken darf.
Ihren wissenschaftlichen Namen verdanken sie offensichtlich Aristoteles (384-322 v. Chr.), der in alten Bienenwaben kleine weiße Tiere fand, die er ”akari” nannte, was im Griechischen soviel heißt wie ”in einer Honigwabe”. Während man Mitte des 18. Jahrhunderts noch lediglich um zirka 30 Milbenarten wusste, sind heute weit über 40.000 Arten bekannt, wobei jährlich Hunderte neu entdeckt werden und es im Moment noch nicht abzusehen ist, mit welchem Artenreichtum man endgültig rechnen muss.
Entsprechend dieser Artenvielfalt ist es nicht verwunderlich, dass selbst Milben im Laufe ihrer Entwicklung fast alle Bereiche unseres Planeten für sich entdeckt haben. Sie leben in Meeren, in Seen, im Hochgebirge und Eis, in und auf dem Boden, an Pflanzen, an Nahrungsmitteln, Tieren und Menschen. Es gibt einerseits nützliche Arten wie z.B. Humusbildner, andererseits auch Räuber, Pflanzenfresser, Vorratsschädlinge, Blutsauger und Krankheitsüberträger. Sind die Lebensbedingungen für sie günstig, kommt es meist zu einer starken Vermehrung, was für Mensch und Tier zu einer recht unangenehmen und krankheitsbegünstigenden Massenpopulation führen kann. So findet die Otodectes Milbe, ein Vertreter der Räudemilben, gerade an Hunden und Katzen ideale Lebensbedingungen, während die Räudemilben wie Sarcoptes und Demodex vornehmlich bei Hunden auftreten. Bedingt durch die schmarotzende Lebensweise dieser Milbenarten sind entsprechende Erkrankungen wie die Räude fast immer die Folge.
Wenn Milben an Hunden und Katzen sind, ist die Räude schon vorprogrammiert Milben finden an Hunden und Katzen aufgrund der konstanten Körpertemperaturen geradezu ideale Lebensbedingungen und bringen fast immer die von den Tierhaltern gefürchtete Räude, eine heimtückische Hauterkrankung, mit sich. Im Wesentlichen wird die Räude durch drei Milbenarten, nämlich Demodex Milbe, Sarcoptes- und Otodectes Milbe, hervorgerufen. Die Demodex- oder Haarbalgmilbe mit einer Größe von nur 0,3 mm Länge dringt zu Hunderten an dem Haarbalg entlang bis kurz vor die Haarwurzel tief in die Haut ein und vollzieht in diesem Bereich ihre gesamte Entwicklung. Haarbalgmilben treten fast ausschließlich bei Hunden auf, können aber in einer gesonderten Art ebenso beim Menschen vorkommen. Die Sarcoptes- oder Krätzemilbe hingegen bohrt sich Gänge in die obere Hautschichten und vollzieht dort ihre gesamte Entwicklung. Krätzemilben treten bei Hunden sowie in verschiedenen anderen Arten dieser Gattung ebenfalls bei weiteren Wild-, Nutztieren und beim Menschen auf. Die Otodectes- bzw. Ohrräudemilbe lebt zwar ”nur” auf der Hautoberfläche, führt aber dennoch, ebenso wie die zuvor genannten Räudeformen, zu schweren Hauterkrankungen. Otodectes Milben treten vornehmlich bei Hunden und Katzen auf.
Erstes Anzeichen vieler Räudeerkrankungen ist starker Juckreiz, damit einhergehende Nervosität des Tieres und letztlich häufiges Kratzen. Bei der Haarbalgmilbe sind die ersten Symptome punktueller Haarausfall und ein vermehrtes Auftreten von Schuppen im Fell. Bei solchen für die Räude typischen Anzeichen sollte man als Hunde- oder Katzenhalter seinen Vierbeinern noch etwas genauer in Augenschein nehmen. Vornehmlich muss der Kopf inspiziert werden, da alle Anfangsstadien der Räude an den Ohren, an der Nase, Stirn oder im Umfeld der Augen beginnen. Sofern bei einer solchen Untersuchung Milben festgestellt werden, darf der Gang zum Tierarzt nicht in Frage stehen. Dieser sollte auch dann aufgesucht werden, wenn man sich als Tierhalter nicht 100%ig sicher ist, ob nun Milben vorhanden sind oder nicht. Umso eher die Räude erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Im weiteren Verlauf dieser Erkrankung kommt es stets zu schweren Schädigungen der Haut sowie zu Entzündungen der befallenen Areale. Im schlimmsten Fall kann es bedingt durch Blutvergiftung und/oder Kräfteverfall sogar Todesfolge kommen.
Räude und ihre moderne Form der Behandlung In der Räudebekämpfung kamen in der Vergangenheit immer Mittel zum Einsatz, bei denen die Tiere entweder gewaschen, eingerieben bzw. das Präparat aufgetupft werden mussten. Eine mitunter um-ständliche Prozedur, wie betroffene Tierhalter aus Erfahrung zu berichten wissen. Voraussetzung für eine gezielte Ausbringung auf die erkrankten Hautpartien ist nämlich, dass die Tiere still sitzen müssen. Bei einem Hund alleine vielleicht noch halbwegs machbar, im Zwinger mit mehreren Hunden schon problematisch und bei Katzen fast immer ein Fiasko. Insofern haben sich in den letzten Jahren bei Bekämpfung und Prophylaxe von im Fell sitzenden Parasiten die so genannten Spot-On-Verfahren in der tierärztlichen Praxis bewährt.
Bei diesem Verfahren wird ein flüssiges Medikament mittels einer Pipette auf die Haut geträufelt. Der Wirkstoff verteilt sich dann selbständig im gesamten Fell und entfaltet so seine Wirkung am gesamten Tier. Eine solche Spot-On-Lösung gibt es mittlerweile auch zur Behandlung der Räude. Fortschrittlich bei diesem Tierarzneimittel ist, dass man die schmarotzende Lebensweise der auf und teils tief in der Haut sitzenden Milben durch die Kombination zweier Wirkstoffe berücksichtigt hat. Nach dem Auftragen der Lösung verteilt sich der erste Wirkstoff Imidacloprid über die Hautoberfläche und wirkt von außen. Der zweite Wirkstoff (Moxidectin) wird über die Haut aufgenommen und wirkt von innen über den Blutkreislauf.Mit diesem kombinierten Wirkstoffmechanismus werden sowohl die an der Hautoberfläche sitzenden als auch die in der Haut selbst lebenden Milben abgetötet. Nach Herstellerangaben wird jeweils für Hunde und Katzen eine unterschiedliche Mindestdosis empfohlen, was durch eine speziell für Hunde und speziell für Katzen entwickelte Formulierung berücksichtigt wurde. Darüber hinaus hat die Dosierung des Präparates in Abhängigkeit der Körpergröße des jeweiligen Tieres zu erfolgen, so dass bei der Anwendung das Körpergewicht des zu behandelnden Tieres ausschlaggebend für die Menge der einzusetzenden Lösung ist. Die Präparate sind beim Tierarzt erhältlich und sollten gerade bei einer Reise in den Süden mit Hund unbedingt dabei sein.
Zusammenfassung Das Auftreten von Räude bei Hunden und Katzen ist in der Einzelhaltung, bei Züchtern und/oder in Tierheimen keine Seltenheit. Während herkömmliche Mittel zur Bekämpfung der Räudemilben in aufwendigen und umständlichen Prozeduren angewendet werden mussten, steht dem Anwender heute ein zeitgemäßes Spot-On-Verfahren zur Verfügung, das einfach und unkompliziert eingesetzt werden kann. Als überaus fortschriftlich ist die Wirkstoffkombination von Imidacloprid und Moxidectin zu bezeichnen, da hiermit die parasitäre Lebensweise der Milben durch eine zweifach ansetzende Wirkung in vollem Umfang berücksichtigt wurde. Hinzu kommt dass diese geniale Wirkstoffkombination auch gegen Flöhe und verschiedene Wurmarten eingesetzt werden kann.
Thomas F. Voigt, 69511 Laudenbach/Bergstrasse(Der Autor ist von der IHK Rhein-Neckar öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schädlingsbekämpfung im Gesundheits- undVorratsschutz)